Sonnenuntergang und ein Flugzeug hoch oben im Himmel; gün batımı ve gökyüzünde bir uçak

Wenn ich reise

oder „Jeder kann an jeder be­lie­bi­gen Halte­stelle ein- und aus­steigen“

Jeder reist anders. Wenn ich eine Stadt be­reise, würde es mir keinen Spaß machen, ähn­lich den chine­sischen Reise­grup­pen mit dem Bus im Schnell­tempo die Sehens­würdig­kei­ten zu be­sich­tigen oder die meiste Zeit meines Besuches im Hotel zu ver­brin­gen, um dann nur einige der be­kann­testen Sehens­würdig­keiten ge­sehen zu haben.

Ich bevorzuge es ent­weder mit den öffent­lichen Verkehrs­mitteln oder zu Fuß eine Stadt zu er­kunden. Ich atme die Luft dieser Stadt ein, denn jede Stadt riecht anders. Auch ge­nieße ich es, an einem ge­eig­ne­ten et­was ruhi­gerem Ort mich hin­zu­setzen und das bunte Treiben mir an­zu­schauen und zu lauschen.

Manchmal organi­siere ich für uns und unsere Freunde ge­mein­same Reisen oder Tages­aus­flüge. Aber jeder Mensch hat seinen eigenen Rhyth­mus und seine eigenen Vor­lieben, manche stehen un­gern früh auf, manche mögen es ohne Um­wege direkt zum Ziel zu fahren, manche mögen keine fremde Küche, manche wol­len früh nach Hause zurück usw.

Dies alles zu be­rück­sich­ti­gen und unter einen Hut zu brin­gen, ist dann sehr zeit­auf­wändig und er­müdend. Deshalb ist es für mich ein­facher, eine Reise für mich sel­ber vor­zu­be­reiten und dann aber meine Freunde ein­zu­laden, mich auf meinem je­wei­ligen Reise­weg zu be­gleiten. Auch soll keiner dem An­deren ver­pflich­tet sein und jeder­zeit die Mög­lich­keit haben, an irgend­einer Halte­stelle zu- oder aus­steigen – ein „Hallo“ oder ein „Auf Wieder­sehen“ reichen aus.

Unvergeßlich bleibt mir unsere Auto­reise im Jahre 2005 mit Freunden nach Nor­wegen. Im Navi­ga­tions­system, da­mals noch für uns sehr neu, hat­ten wir an­stel­le die „schnell­ste Route“ die „kür­zeste Ver­bindung“ ge­wählt. Das Er­gebnis war, dass wir uns auf einem Feld­weg in Nor­wegen wieder fanden – al­so in­mitten der Land­schaft, die wir nor­maler­weise nur beim Vor­bei­fahren sahen. Trotz unserer Be­denken und unseres Zö­gerns fuhren wir weiter und am Ende führte das Na­vi­ga­tions­system uns vom Trak­tor­weg auf eine eines Autos wür­dige Straße. Was blieb ist eine schöne Er­in­ne­rung – was haben wir ge­lacht.

Wenn nicht das Ziel, sondern der Weg zum Ziel wird, so kann es pas­sie­ren, dass man an un­ver­mutet schöne Orte kommt. Noch vor 2000 orien­tier­te man sich per Land­karte oder fragte Orts­an­säs­si­ge nach dem Weg. Meine ersten Rei­se­er­in­ne­run­gen aus 1964, als ich zu­sam­men mit meinen Eltern in einem VW-Käfer in die Tür­kei fuhr, han­deln vom sich ver­irren, von Angst in der Fremde, von lusti­gen Gesten während man ver­suchte nach dem Weg zu fragen, da man die Landes­sprache nicht be­herrsch­te und von Hilfs­be­reit­schaft.

Und jetzt? Jetzt herrscht die Men­ta­li­tät „Navi an > Adres­se ein­geben > schnell­ste oder kür­zeste Route wählen“ vor, um dann ohne viel Nach­denken das Ziel zu er­reichen. Das nächste mal, wenn das Navi­ga­tions­ge­rät aus­fällt, werden wir höchst­wahr­schein­lich den Weg nicht finden können.

Um unseren Weg auf dieser Welt zu finden sind wir schein­bar auf GPS (Global Posi­tio­ning Systems) an­ge­wiesen. Was machen wir, wenn das GPS-Signal nicht er­reich­bar ist? Selbst wenn wir eine Karte hätten und uns in der freien Natur auf­hiel­ten, wie könn­ten wir unseren Stand­ort auf dieser Karte be­stimmen? Viel­leicht wüßten wir, dass auf Karten zu­meist rechts Osten ist, nur wo­her wis­sen wir, wo da, wo wir stehen, Osten ist? Können wir einen Kompass lesen … Gibt es einen Kurs für sowas?

Auf ein Wieder­sehen reisende Freunde

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