Joghurt aus Rohmilch schmeckt anders, viel viel besser. In den 60ern – wir lebten in der Stadt – drückte mir meine Mutter Geld und einen Behälter, der ähnlich den früheren großen Milchbehältern der Bauernhöfe aussah in die Hand und ich ging zum Milchladen. Nach Einzug der maschinellen Milchwirtschaft sind diese Behälter nun nur noch Geschichte bzw. werden als Antiquitäten verkauft. In dem Milchlädchen füllte man dann die Milch in den mitgebrachten Behälter ab. Nachdem ich den Obulus entrichtete – Preis lag für 1 Liter zwischen 60 Pfennig und weniger als 1 DM, gestalte sich der Rückweg umständlich, denn ich durfte ja die Milch nicht verschütten.
Ein paar Jährchen später gab es in den Supermärkten Milch in Plastikfolie – ungelogen. Das sah fast aus wie ein gefüllter rechteckiger Ballon. Hierfür kaufte man einen speziellen Behälter, dessen Rand abgeschrägt war, in den man dann diesen Milchballon plazierte. Denn ansonsten gestaltete sich das Ausgießen der Milch mitunter als Katastrophe. Und irgendwann kamen die Tetrapaks.
Rohmilch hat die Eigenart, im ungekochten Zustand schnell zu verderben, mitunter dann als Dickmilch zu enden. Darüber hinaus kann Rohmilch Infektionskrankheiten übertragen, die insbesondere bei Kleinkindern zu schweren Verläufen führen kann. Zwecks Keimabtötung und Haltbarkeit wird die Milch deshalb durch Erhitzung pasteurisiert.
Jedoch kann ich mich nicht recht entsinnen, ob Milch schon damals homogenisiert war – vermutlich schon. Ich erinnere mich nur, dass ich als Kind Rohmilch trank und der Geschmack mir anders vor kam. Durch dieses Verfahren der Homogenisierung ändert sich sowohl der Geruch als auch der Geschmack der Milch als auch sein Verhalten beim Verarbeiten. Nicht homogenisierte Milch hat die Eigenart, dass Flüssigkeit, Fett und andere Bestandteile sich schneller trennen. Beispielsweise würden wir beim Milchkaffe eine Fettschicht obenauf haben, die Farbe wäre auch eine andere – probieren Sie es aus.
Zum Thema „Milch“ findet sich hier ein sehr interessanter Artikel „Gedanken eines Landwirtes zum Milchkauf„. Ein sehr informativer Artikel bis hin zur letzten Zeile, denn vieles war mir nicht bekannt – insbesondere der Aspekt, wie stark Milch, die wir billig kaufen, verarbeitet ist. Um es in den Worten von Herrn Ingmar Jaschok (Blog Hofhuhn) zu zitieren, wir „… pasteurisieren sie, homogenisieren sie, erhitzen sie ultrahoch, nehmen sie auseinander und setzen sie wieder zusammen“. Was passiert nun mit der Milch, bis sie in einer Kaffeetasse landet? Ich stelle es mir laienhaft folgendermaßen vor:
homogenisierte + pasteurisierte MILCH | ROHMILCH | |
• wird von der Kuh abgepumpt | • wird von der Kuh abgepumpt | |
• per LKW abgeholt (wieviel fährt durchschnittlich in Deutschland ein Milchtanker?) | • per PKW abgeholt (bei mir insgesamt 35 km) | |
• in ihre Bestandteile auseinander genommen | ||
• wieder in der passenden Fettmenge zusammengebaut | ||
• Keime werden durch Erhitzung abgetötet | • im Topf erhitzt | |
• durch Düsen getrieben zwecks Homogenisierung | ||
• zumeist in Plastik-Karton-Verpackungen (Tetra-Packs) abgefüllt | • in wiederverwendbare Behälter umgefüllt | |
• per LKW in die Geschäfte verteilt | ||
• Hin- und Rückfahrt zum Geschäft (per Pedes, Rad, PKW …) | ||
• aus dem Vorratsschrank bzw. Kühlschrank geholt | • aus dem Kühlschrank geholt |
… und in den Kaffee eingerührt! Ich finde es irrational, warum Rohmilch teurer sein sollte als ein derartig hoch verarbeitetes Produkt, das wir auch Milch nennen. Mir kann keiner erzählen, dass der Preis bei Rohmilch dadurch hoch getrieben würde, weil er nicht so lange haltbar sei. Das Eine = weniger Produktionsschritte würde das Andere = mehr Kühlung aufwiegen, oder?
Weniger Verarbeitung der Milch, nur Erhitzung um Keime abzutöten. Und dann einfach ein Label mit „Fettgehalt 3 – 5 %“ drauf. Und für Verbraucher, die eine genaue Fettverteilung wie beispielsweise 3,5 % und/oder homogenisiert haben wollen, ein Produkt namens „zusammengesetzte Milch“ oder „verarbeitete Milch“, warum nicht? Wer würde dann eine solche Milch kaufen? Man garantiert ja auch nicht bei der Petersilie, dass sie einen Kohlenhydrat-Anteil von exakt 6 g auf 100 Gramm hat! Wäre eine Petersilie, die in Teile wie Pflanzensaft, Aderwerk, Blattgrün zerlegt und wieder zusammengefügt wird, für Sie noch eine Petersilie?
Aber nun zurück zu dem eigentlichen Anlaß dieses Artikels. Ich wurde von vielen Menschen aus meinem Umfeld gefragt, wo ich meine Rohmilch kaufe. Soweit ich weiß, gibt es in Köln keine Kauf-Möglichkeit, ich lasse mich jedoch liebend gerne eines besseren belehren.
Eine Kollegin belehrte mich eines besseren. Sie gab mir den Tipp, dass auf dem Vingster Wochenmarkt Kuh-Rohmilch verkauft würde und das man an einem anderen Stand sogar Büffelmilch kaufen könne. Aber auch auf dem Buchforster Wochenmarkt kann man Rohmilch beziehen. Man sollte jedoch die eigenen sterilisierten Glas-Flaschen mitbringen. Aber in der näheren Umgebung von Köln bieten sich auch einige Möglichkeiten, Rohmilch zu kaufen – zumeist direkt bei/von den Bauernhöfen.
Aus ökologischen Gründen heraus sollte man jedoch für Freunde und Bekannte mit einkaufen. Neben der Umweltbelastung kostet Energie auch seinen Teil, der natürlich in die Kosten für 1 Liter Milch zu Buche schlägt.
Wohl bekomm’s Freunde der Milch
Bezugs-Quellen (Milchtankstellen): | Entfernung aus Köln (PLZ 51103): Bauernhof Haus Attenbach, Haus Attenbach 1, 53773 Hennef: 40 km Flerzheimer Milchbüdchen, Swistaue 12, 53359 Flerzheim: 48 km Bauernhof Höck, Im Hammersch 13A, 53797 Lohmar: 23 km Biohof Kürten, Herweg 1, 51688 Wipperfürth: 38 km Bauernhof Landwehr, Siefen 33, 51467 Bergisch Gladbach: 17 km Gut Lerbach, Oberlerbach 5, 51465 Bergisch Gladbach: 16 km Hof Lukas, Großschwamborn 12, 51491 Overath: 22 km Hof von Ramminger, Ruppichterotherstraße 13, 53783 Eitorf: 53 km Vordermühlen Hof, Vordermühle 4, 51688 Wipperfürth: 48 km |
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