Seit mehreren Jahren schon stand die Geierlay Hängebrücke auf meiner Bucket-Liste (Liste der Sachen, die ich in meinem Leben noch tuen will). Mein ganz persönliches Abenteuer sollte es werden, denn noch nie hatte ich eine Hängebrücke überquert.
Schließlich machten wir uns an einem Freitag bei Sonnenwetter um 07:00 Uhr aus Köln auf den Weg. Unser Stopp an der Autobahn-Raststätte Brohltal ließ uns wundern, denn hier Gruppen von Wanderern zu sehen, wirkt doch etwas befremdlich. Scheinbar ist dies jedoch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen – beispielsweise Laacher See (ca. 4,5 km) oder Wasserfall an der Wolfsschlucht (ca. 6,5 km).
Als wir von der Autobahn runter fuhren und uns unserem Ziel näherten, konnten wir nicht umhin, die malerische Landschaft des Hunsrücks zu genießen.
Als Ausgangspunkt für Wanderungen zur Hängeseilbrücke wird überwiegend Mörsdorf genannt. Jedoch hat eine Brücke zwei Enden und das andere Ende liegt in Sosberg. Meine Annahme, dass Sosberg nicht so stark besucht sein könnte, bestätigte sich. Dort parkten wir bei einem privaten Anbieter (Koordinaten 50.078267, 7.337684). Die Parkgebühr warfen wir einfach in den Postkasten ein (hat mich an Irland erinnert).
Von dort aus beträgt der Fußweg zur Brücke 1,5 km. Zwar ist die Hängebrücke aus der Entfernung auch nicht, wenn man aus Richtung Mörsdorf käme, sichtbar, aber je näher wir ihr kamen, umso mehr wuchs unsere Aufregung. Dann standen wir vor der Geierlay Hängebrücke.
Obzwar sie sehr filigran erscheint und einem ein Gefühl der Schwebe vermittelt, wirkt sie bei näherer Betrachtung stabil und sicher. Konzipiert wurde sie nach dem Prinzip einer Hängebrücke im tibetanischen Stil. Sie wird von sechs feuerverzinkten Stahlseilen mit einer Stärke von 4 Zentimetern gehalten. Ihre Pylone, die die Tragseile verankern, sind 25 m tief in den Fels getrieben.
Um Schwingungen selbt bei Wind gering zu halten, wurde sie zusätzlich mit parabolisch abgespannten seitlichen Windlastseilen gesichert. Sie gehört zu einer der längsten Hängeseilbrücken Europas – weitere Fakten sind:
- erbaut 2015;
- Bauzeit 6 Monate;
- Höhe 100 Meter;
- Länge 360 Meter;
- Breite 85 Zentimer;
- Eigengewicht 62 Tonnen;
- Tragfähigkeit von insgesamt 600 Menschen mit einem Eigengewicht von 80 kg.
Technik, Konstruktion, Zahlen, all das beiseite geschoben, aber welch ein Erlebnis es war die Brücke zu überqueren, ist schwer zu beschreiben. Meine ersten Schritte waren zaghaft, aber sie gewannen immer mehr an Sicherheit, trotzdem ich das Schwingen unter meinen Füßen spürte. Mitten auf der Brücke hielt ich dann an, es war atemberaubend. Tief unten glitzerte zwischen dem Laubdach ein Bach ab und an auf, ein himmelblauer Himmel über mir im Kontrast zum Grün des Waldes unter mir, ein Gefühl wie ein schwebender Vogel beschlich mich, einfach nur schön.
Ach ja, und dann die Frau, die um ihre Höhenangst zu bekämpfen, sich alleine auf die Hängebrücke getraute und das Gespräch, das wir über Höhenangst und Spinnenphobie führten – mitten auf der Brücke. Oder die junge Frau, deren Partner vermutlich aus Angst bereits schnell die Brücke hatte überquert, mich um ein Foto bat. Ich grüße sie, falls sie sich auf diese Seiten verirren.
Unser Rückweg führte uns auf der Landstraße 200 in Richtung Beilstein über Serpentinen, durch wunderschöne, märchenhafte Wiesenlandschaften mit Füchsen und Ruinen, durch Wälder, Äcker und Weiden an die Mosel. Dort angekommen bietet sich dann die schöne Möglichkeit auf der Landstraße 98 dem Mosellauf zu folgen und irgendwann landet man dann in Cochem. Ein schönes Städtchen und ideal für einen Abstecher zur Reichsburg Cochem.
In diesem Sinne Reisende
Reiseempfehlung: | Die Geierlay-Hängebrücke und die Mosel-Region sind eine Reise wert und es gibt sehr viel mehr zu entdecken, als hier beschrieben. |
Koordinaten: | 50.088559, 7.339724 |
Adressen: | Parkplatz Hauptstraße 45-41, 56858 Sosberg, 50.078191, 7.338041 Parkplatz Sosberg, 50.078978, 7.337240 |
Entfernung: | Geierlay Hängebrücke – Köln/Kalk: 140 km Geierlay Hängebrücke – Istanbul/Bağlarbaşı: 2.380 km |
Wanderwege: | Geierlay: Umgebung erkunden: Rundwege |
Auf dem Weg: | Aussichtsturm Bell/Hunsrück, 50.065271, 7.419932 |
Informativ: | Mutprobe für Ingenieure: Gang über die längste Hängeseilbrücke Deutschlands |
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