Land aus Eis und Feuer

„Land aus Eis und Feuer“ so wurde Island allenortes beschrieben und es weckte meine Neugier. Neben der Gefahr, die von Vulkanausbrüchen ausgeht, kann in Island der Boden unter den Füßen manchmal derart heiß sein, dass man tunlichst vermeiden sollte, darauf zu treten. Wunderschöne kleine Wasserbäche, die einladend in türkis- und milchig-blauen Tönen dahinplätschern, können bis zu 200 °C heiß sein. Wenn man irgendwo Nebel aus der Erde aufsteigen sieht und es stinkt, dann weiß man, dass vieles aus dem Inneren der Erde herausblubbern will. Manchmal sieht man sogar Fontänen von heißem Wasser meterhoch im Minutentakt aufsteigen.

Dann wiederum hat man auf der einen Seite das Meer mit seiner schwarzen Sandküste, auf der anderen Seite, nur ein paar hundert Meter entfernt, Gletscherzungen – wohlgemerkt auf Meereshöhe. Eis, kristallklar oder schneeweiß mit schwarzen Schlieren und/oder wunderschönen Blautönen, treibt in Gletscherlagunen dahin. Dieses Eis braucht mitunter mehrere hundert Jahre, um dorthin zu gelangen.
Aus unmittelbarer Nähe heraus zeigt Island sodann wie verwundbar dieses Land ist. Ihre Oberfläche durchzogen von Rissen – regelrecht zerrissen, zweigeteilt, klaffende Wunden – lassen uns an dem vermeintlich festen Boden, auf dem wir stehen, zweifeln.

Island, geboren aus dem Blut dieser Erde, entstanden durch Vulkane. Berge allerorten, fast wie in den Alpen mit Schnee bedeckt – aber Berge, die eigentlich keine sind, sondern Vulkane in jeglich möglichen Formationen. Landschaften, in denen die Vulkanaktivität zur Eisschmelze führen kann und dann kilometerweit die Landschaft mit Gestein plattwalzt. Oder Hügel, die von schwarzem, zähem, erkaltetem Magma durchzogen sind.
Im Wechsel dann ehemalige Vulkane, die im Laufe von Jahrtausenden derart erodieren, dass an ihren Flanken das Gefühl von Treibsand entsteht. Danach blickt man auf eine Landschaft, in der ein Vulkan einfach mal Lust hatte, große und kleine Steine auszuspucken. Mooslandschaften, manchmal wie aus einem Fantasyfilm. Die wenigen Bäume, die man sieht, wirken so, als würden sie ohne Stamm aus dieser kargen Erde ihre Äste strecken.

Island lädt nicht ein, Island braucht niemanden, Island ist rau – hier in Island muss man erdverbunden sein, muss man Respekt zeigen vor dieser urtümlichen, aber faszinierenden Natur. Dann die Menschen, die schon seit Jahrhunderten dort leben – wie viel haben sie erleiden müssen?
Island bringt mich zum Nachdenken, Reisende
Kulturelle Besonderheiten

Badekultur + Hot Pots
Island ist durchzogen von Thermalquellen, die schon vor Jahrhunderten als Fußbodenheizung genutzt wurden. In einem Land, in dem der Baumbestand durch Vulkanismus derart karg war, obendrein dann abgeholzt wurde, lag es nahe, das Badewasser aus Thermalquellen zu nutzen. In mehreren isländischen Sagas (Laxdœla saga, Eyrbyggja saga …) findet man den Bezug zu der Nutzung von Thermalquellen zu Bade-, aber auch zu Heilzwecken.
So entstand wohl aus dieser Notwendigkeit heraus eine besondere Form der Badekultur, die ein wesentlicher und tief verwurzelter Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und eine der schönsten Traditionen Islands wurde.
Leider war es mir nicht vergönnt, mitten im isländischen irgendwo in der Natur, einsam ein Bad in einem Hot Pot zu nehmen – es steht noch auf meiner Bucketlist.
„Schuhe ausziehen“
Überschreitet man eine isländische Haustürschwelle, so sollte man die Schuhe ausziehen – sogar in Arztpraxen. Ein ungeschriebenes Gesetz, das in der isländischen Kultur tief verwurzelt ist. Vielleicht auch der Übergang aus einer ungestümen und manchmal unwirtlichen Natur, hin zum geschützten, intimen Raum des Hauses. Ganz gewiß jedoch auch dem Umstand geschuldet, vulkanische Asche, Matsch und Lavastaub fern der Wohnräume zu halten.
Auf der einen Seite zollt es Respekt der Person und seinem Zuhause gegenüber, auf der anderen Seite spiegelt es das Leben in einer rauen, oft unbarmherzigen Natur wider. Auch wenn man dann auf Socken gehen muß, kalte Füße bekommt man trotzdem nicht, denn isländische Häuser sind in der Regel sehr gut isoliert und warm beheizt, oft durch geothermische Energie. Und ja, jeder Gast, ob Postbote oder Präsident, folgt anscheinend derselben Regel.

Islandpferde
Islandpferde, oft auch als „Isländer“ bezeichnet, sind kultureller Bestandteil Islands. Sie stammen von den Pferden ab, die die ersten Siedler im 9. und 10. Jahrhundert mitbrachten. Über die Jahrhunderte paßten sich die Pferde der isländischen Natur an und waren durch die Insellage genetisch isoliert.
So entstand eine besondere Pferderasse mit einzigartigen Eigenschaften. Um diese Pferderasse zu schützen, herrscht striktes Einfuhrverbot für Pferde. Noch nicht einmal exportierte Islandpferde dürfen wieder zurück.
Islandpferde sind wetterfest und stehen die meiste Zeit des Jahres im Freien. Neben ihren guten Charaktereigenschaften beherrschen Islandpferde im Vergleich zu anderen Pferderassen nicht drei, sondern fünf Gangarten: Tölt und Pass. Der Tölt gilt als eine besondere Gangart, die für den Reiter bequem und erschütterungsfrei ist.
Mich jedoch hat ihre dichte Mähne fasziniert. Auch empfand ich Freude, anstelle der hier in Deutschland eingeferchter, einzeln stehender Pferde auf kleinen Arealen in Island große Herden auf weitläufigen Flächen zu sehen. Diese Pferde konnten, wenn sie wollten, einfach mal losrennen, mal schliefen einige, mal sah man, wie sie sich zankten oder sich gegenseitig pflegten. Es war ein ungewohnter Anblick.
Essen + Trinken
Egal wo wir in Island aßen, es schmeckte – bis auf eine einzige Ausnahme, aber da hätten wir selber noch nachwürzen können. Deshalb verwundert es nicht, dass mit Stand Mai 2025 drei Restaurants in Island – bei einer Einwohnerzahl von knapp 400.000 – mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet sind – 2 in Reykjavík und 1 in Grindavík.

Suppen
Ob man Island auch als das Land der Suppen bezeichnen könnte? Das ist jedem selber belassen. Einzig und allein der Umstand mit dem Nachschlag bewog mich, hier einen kleinen Abstecher zu machen. Also, welche Bewandtnis hat es damit auf sich? Ob das überall so in Island ist, das weiß ich nicht. Aber jedesmal, wenn wir Suppe aßen, sagte man uns bis auf eine Ausnahme, dass der Nachschlag kostenlos sei – „Suppe“ über alles.

Tomatensuppe im Treibhaus
Wie wäre es mit einer Suppe aus Tomaten in einem Pappbecher, aber von Tomaten, die direkt vor Ort reifen? Vis-a-vis der heißen Quelle „Deildartunguhver“ und dem Thermalbad „Krauma náttúrulaugar“.
Wo sonst gäbe es in einem Land, wo die Sommer-Temperaturen zumeist unter 20 °c liegen, eine derartige Möglichkeit? Draußen, wenn es stürmisch und kalt ist, sich mit einer leckeren Tomatensuppe in einem Treibhaus aufzuwärmen, wäre das nicht schön Reisende?
PS: Wie immer brauchten wir keinen Nachschlag. Deshalb weiß ich nicht, ob dieser hier kostenlos gewesen wäre.

Kanilsnúður (Zimtschnecken)
Was Pastéis de Nata für Portugal oder Ekler für Istanbul oder Frankreich ist, ist Kanilsnúður nunmehr für Island. Zwar ein einfaches Hefegebäck mit einer Zimtzucker-Füllung, aber lecker. Die Zimtschnecken von Braud & Co in Reykjavík sowohl in Frakkastígur 16 als auch in Fákafen 11 kann ich empfehlen.
Insbesondere die Teilchen-Bezeichnungen in dem Laden in Fákafen ließen mich schmunzeln:
– Croissant: „Butter me up please“
– Pain au chocolat: „The pain I need“
– Bretzel: „Keep calm and eat bretzel“
Daten + Fakten
Hauptstadt | Reykjavík |
Staatsform | parlamentarische Republik |
Unabhängigkeit | 1944 |
Währung | ISK (isländische Krone) |
Kfz-Kennzeichen | IS |
Länder-Vorwahl | +354 |
Notruf-Telefonnummer | 112 |
im Vergleich | Island | Deutschland | Türkei |
---|---|---|---|
Fläche km² [5] | 103.125 | 357.588 | 783.562 |
Einwohnerzahl [1] | 387.558 | 84.548.231 | 87.270.501 |
Bevölkerungsdichte (Einwohner/km²) | 4 | 236 | 111 |
Index der menschlichen Entwicklung (Rang) [3] | 1 | 5 | 51 |
Durchschnittsalter (Medianalter in Jahren) [1] | 38 | 46,8 | 34 |
Lebenserwartung (Jahre) [4] | 82 | 81 | 78 |
Bruttoinlandsprodukt 2023 (pro Einwohner/USD) [6] | 87.205 | 54.990 | 15.463 |
Weltfriedens-Index (Rang) [2] | 1 | 20 | 139 |
Quellen (abgerufen 08.06.2025):
- [1] WHO: Data: Germany, Iceland, Türkiye
- [2] Vision of Humanity: 2024 Global Peace Index
- [3] Vereinte Nationen: Human Development Index (HDI)
- [4] Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: Datenreport 2024
- [5] Wikipedia (deutsche): Seite zu Deutschland, Island, Türkei
- [6] World Economic Outlook database: April 2025 – By Countries – Gross domestic product per capita, current prices, U.S. dollars
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