Land aus Eis und Feuer

„Land aus Eis und Feuer“ so wurde Island allerorten beschrieben, und das weckte meine Neugier. Wie wahr! Neben der Gefahr von Vulkanausbrüchen kann der Boden unter den Füßen in Island so heiß sein, dass man tunlichst vermeiden sollte, darauf zu treten. Wunderschöne kleine Wasserbäche, die einladend in türkis- und milchig-blauen Tönen dahinplätschern, können bis zu 200 °C heiß sein. Wenn irgendwo Nebel aus der Erde aufsteigt sieht und es stinkt, weiß man: hier will einiges aus dem Inneren der Erde an die Oberfläche dringen. Mitunter steigen sogar meterhohe Fontänen heißen Wassers im Minutentakt empor.

Dann wiederum liegt auf der einen Seite das Meer mit seiner schwarzen Sandküste, auf der anderen Seite, nur ein paar hundert Meter entfernt, Gletscherzungen – wohlgemerkt auf Meereshöhe. Eis, kristallklar oder schneeweiß mit schwarzen Schlieren und/oder wunderschönen Blautönen, treibt in Gletscherlagunen dahin. Dieses Eis benötigt mitunter mehrere hundert Jahre, um dorthin zu gelangen.
Aus nächster Nähe zeigt sich Island sodann als ein verwundbares Land: ihre Oberfläche durchzogen von Rissen – regelrecht zerrissen, zweigeteilt, mit klaffenden Wunden, die uns an dem vermeintlich festen Boden, auf dem wir stehen, zweifeln lassen.

Island, geboren aus dem Blut dieser Erde, erschaffen durch Vulkane. Berge allerorten, fast alpin anmutend, schneebedeckt – aber Berge, die keine sind, sondern Vulkane in allen denkbaren Formationen. Landschaften, in denen vulkanische Aktivität das Eis zum Schmelzen bringt und dann kilometerweit die Landschaft mit Gerölllawinen plattwalzt. Oder Hügel, durchzogen von schwarzem, zäh erstarrtem Magma.
Im Wechsel finden sich ehemalige Vulkane, deren Flanken über Jahrtausende derart erodieren, dass man das Gefühl hat, auf Treibsand zu wandeln. Dann wieder blickt man auf eine Landschaft, in der ein Vulkan einfach mal Lust hatte, große und kleine Steine weit über das Land zu schleudern. Mooslandschaften – manchmal wie aus einem Fantasyfilm. Die wenigen Bäume, die man sieht, wirken, als streckten sie ihre Äste ohne Stamm aus der kargen Erde.

Island lädt nicht ein, Island braucht niemanden. Island ist rau. Wer hierher kommt, muss erdverbunden sein, muss Respekt zeigen – vor dieser archaischen, faszinierenden Natur. Und dann die Menschen, die seit Jahrhunderten hier leben – wie viel haben sie erleiden müssen?
Island bringt mich zum Nachdenken, Reisende
Wetter + Wind + Gefahrmeldungen
Oft passiert es Reisenden, dass sie in ihrer Unterkunft feststecken, weil Islands Wetterverhältnisse eine Weiterreise nicht zulassen. Die Landschaft ist karg, bietet selten Schutz vor dem Wind und ist so weitläufig, dass Hilfe mitunter lange braucht, um einen zu erreichen. Die Straßen außerhalb von Ortschaften haben nur wenige Parkbuchten. All das sollte man bei der Reiseplanung stets mitberücksichtigen. Können Sie sich vorstellen, innerhalb einer gefühlten Minute dies alles zu sehen?
- Ein starker Sturm, bei dem Fahnen stramm in eine Richtung wehen,
- dann Schneeregen,
- darauf ein windiger, wolkenverhangener Himmel mit blauen Lücken,
- sodann ein abrupter Übergang, fast so, als könne man im Nebel die eigene Hand nicht mehr sehen,
- gefolgt von Nieselregen und anschließendem Hagel,
- dann Wolken, die wie magnetisch angezogen hin zum See fließen, um sich mit ihm zu vereinigen,
- und letztendlich wieder dieser babyblaue Himmel mit weißen Wattewölkchen?

Wind
Ein eigenartiges Wetter-Kaleidoskop, dass wir in unserem Hotel in der Nähe von Vík í Mýrdal erlebt haben. Windstärken von 9m/s, die für Isländer kaum erwähnenswert sind, machen sich beim Fahren derart bemerkbar, dass man das Lenkrad mit beiden Händen krampfhaft festhält. Erst bei Windstärken um 20m/s (72 km/h oder 8 Beaufort) wird empfohlen, das Haus nicht mehr zu verlassen.
Schon bei der Ankunft am Flughafen in Keflavík sahen wir Panele mit Warnhinweisen, wie Autos aussehen können, wenn man Islands Wetter nicht ernst nimmt. An allen Seitenfenstern unseres Mietwagens klebten Hinweise, dass beim Öffnen die Türen gut festzuhalten solle. Bereits am ersten Tag haben wir eigene Erfahrungen damit sammeln können – dieser Hinweis war nicht umsonst. Selbst bei nur leicht windigem Wetter können einzelne Windböen um ein Vielfaches stärker sein.
Gefahrmeldungen
Für die tägliche Reiseplanung in Island ist es daher unerlässlich, sich nicht nur jeden Tag, sondern auch situationsbedingt über das Wetter und weitere Unwägbarkeiten zu informieren. Welche Gefahren können auftreten? Vulkanausbrüche, Spaltenbildungen, Erdbeben, Stürme, glatte Fahrbahnen, Steinschläge, Schmelzwasserfluten aus den Vulkanbergen usw – die Liste ist lang.
Neben der offiziellen isländischen Website „Safetravel“ bieten auch die Vedur-App, SafeTravel-App und Faerd & Vedur-App Unterstützung. Zusätzlich findet man auf der Ringstraße Informationstafeln, die Auskunft über Windstärken und Temperaturen geben. Man sollte all dies im Auge behalten, Reisende.
Kulturelle Besonderheiten
„Schuhe ausziehen“
Überschreitet man eine isländische Haustürschwelle, so sollte man die Schuhe ausziehen – sogar in Arztpraxen. Ein ungeschriebenes Gesetz, das in der isländischen Kultur tief verwurzelt ist. Vielleicht auch der symbolische Übergang aus einer ungestümen und manchmal unwirtlichen Natur hinein in einen geschützten, intimen Raum des Hauses. Ganz gewiss jedoch dem Umstand geschuldet, vulkanische Asche, Matsch und Lavastaub fern der Wohnräume zu halten.
Einerseits zollt es der Person und ihrem Zuhause Respekt, andererseits spiegelt sich darin das Leben in einer rauen, oft unbarmherzigen Natur wider. Auch wenn man dann auf Socken geht, kalte Füße bekommt man trotzdem nicht. Denn isländische Häuser sind in der Regel sehr gut isoliert und warm beheizt, häufig durch geothermische Energie. Und ja, jeder Gast, ob Postbote oder Präsident, scheint dieser Regel zu folgen.

Badekultur + Hot Pots
Island ist durchzogen von Thermalquellen, die schon vor Jahrhunderten als Fußbodenheizung genutzt wurden. In einem Land, in dem der Baumbestand durch Vulkanismus derart karg war und obendrein abgeholzt wurde, lag es nahe, das Badewasser aus Thermalquellen zu nutzen. In mehreren isländischen Sagas (Laxdœla saga, Eyrbyggja saga …) findet sich der Bezug zur Nutzung dieser Thermalquellen – sowohl zum Baden als auch zu Heilzwecken.
So entstand wohl aus dieser Notwendigkeit heraus eine besondere Form der Badekultur, die ein wesentlicher und tief verwurzelter Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und eine der schönsten Traditionen Islands wurde.
Leider war es mir nicht vergönnt, mitten im isländischen Nirgendwo in der Natur, einsam ein Bad in einem Hot Pot zu nehmen – es steht noch auf meiner Bucketlist.
Ein Tag in Island ohne Frauen
Am 24. Oktober 1975 stand Islands wirtschaftliches Leben still. Warum? Weil die isländischen Frauen die Benachteiligung – sowohl im beruflichen als auch im politischen Umfeld sowie die gesellschaftlich geringe Wertschätzung der geleisteten Arbeit im familiären Bereich – nicht weiter ertragen wollten. Koordiniert und ausgerufen wurde diese Aktion von mehreren Frauenorganisationen. Um breite Akzeptanz zu erreichen, wurde der Tag nicht als Streik tituliert, und das zahlte sich aus. 90 % der isländischen Frauen legten an diesem Tag ihre Arbeit nieder.
Die Versorgung der Kinder überließen viele Frauen den Vätern, gar manche übergaben den ahnungslosen Vätern die Kinder sogar direkt am Arbeitsplatz. Würste waren ausverkauft, da viele Männer nicht kochen konnten. Zeitungen erschienen nicht, Fabriken, Schulen, Banken standen still, Telefonieren war nicht mehr möglich, Fluggesellschaften sagten Flüge ab. Man hörte Kinderstimmen, während im Radio Nachrichten gesendet wurden.
Diese Aktion zeigte Wirkung. Bereits ein Jahr später wurde das erste Gesetz zur Gleichberechtigung erlassen. 1980 wurde Vigdís Finnbogadóttir zur ersten Präsidentin Islands gewählt – und zugleich zur weltweit ersten demokratisch gewählten Präsidentin eines Landes. Was würde wohl geschehen, wenn die Frauen dieser Welt nur einen einzigen Tag lang nichts täten? Wäre alles so wie früher – oder sind die Männer inzwischen emanzipierter?

Islandpferde
Islandpferde, oft auch „Isländer“ genannt, sind kultureller Bestandteil Islands. Sie stammen von den Pferden ab, die die ersten Siedler im 9. und 10. Jahrhundert mitbrachten. Über die Jahrhunderte hinweg passten sich die Tiere der isländischen Natur an und wurden durch die Insellage genetisch isoliert.
So entstand eine besondere Pferderasse mit einzigartigen Eigenschaften. Um sie zu schützen, gilt ein striktes Einfuhrverbot für Pferde. Nicht einmal exportierte Islandpferde dürfen zurückkehren.
Islandpferde sind wetterfest und verbringen den Großteil des Jahres im Freien. Neben ihrer sanften Charakter beherrschen sie im Vergleich zu anderen Pferderassen nicht nur drei, sondern fünf Gangarten: darunter Tölt und Pass. Der Tölt gilt als besonders komfortabel für Reiter, da er erschütterungsfrei ist.
Mich jedoch faszinierte vor allem ihre dichte Mähne. Und ich empfand Freude darüber, sie nicht – wie oft in Deutschland – einzeln auf kleinen, eingezäunten Arealen zu sehen, sondern in großen Herden auf weitläufigen Flächen. Diese Pferde konnten, wenn sie wollten, einfach mal losrennen, einige schliefen, andere zankten sich oder pflegten sich einander. Ein ungewohnter, schöner Anblick.

Schafe
Oft liest man, es gäbe in Island mehr Schafe als Isländer – oder zumindest genauso viele. Mangels einer verläßlichen Quelle (vielleicht habt ihr ja einen Tipp?) kann ich nur folgendes sagen: wir sahen deutlich mehr Schafe als Islandpferde.
Mai ist Lämmerzeit. Wir hatten das große Glück, direkt vor dem Fenster unseres Ferienhauses eine Schafherde mit sehr zahlreichen Lämmern beobachten zu dürfen. Lämmer, die in großen Gruppen herumsprangen, tollten und dann ihr Spiel unterbrachen um inne zu halten und nach ihrer Mutter zu blöken – ein schöner Anblick.
Genauso wie die Islandpferde wurden auch die Schafe einst von den ersten Siedlern eingeführt – und genauso haben sie sich über Generationen hinweg der Natur angepaßt. Nicht nur ihr schmackhaftes Fleisch gilt als Delikatesse, auch Butter und Skyr aus ihrer Milch waren über Jahrhunderte hinweg Teil der isländischen Nahrungsgrundlage. Islandschafe zeichnen sich neben ihrer speziellen Klima-angepaßten Wolle, durch eine Besonderheit aus. Im Vergleich zu anderen Schafrassen sind Mehrlingsgeburten bei ihnen besonders häufig.

Elfen + Trolle
Island ist voller Sagen und überall begegnet man Elfen und Trollen – so heißt es. Der Glaube an Elfen und das „Huldufólk“ (verborgenes Volk) ist tirg in der isländischen Kultur verwurzelt. Damit diese frechen Naturgeister einem wohlgesonnen sind, errichtet man ihnen kleine Häuser an Hügeln und Felsen. Sogar Straßen werden so geplant, dass weder Elfe noch Trolle gestört werden könnten. Und ja – so unglaublich es für uns auch klingen mag, es gibt in Reykjavík tatsächlich eine Elfenschule namens „Álfaskólin“.
Gerade in den dunklen Wintermonaten, wenn das Wetter rauer wird und die Landschaft noch mystischer wirkt, fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, wie ein Troll, der den Sonnenaufgang draußen verpasst, augenblicklich zu Stein erstarrt. Oder dass Hühner keine Eier mehr legen, weil man einen Elfen gestört hat. Oder dass plötzlich Steinschläge niedergehen. Wer weiß? Island hat seine ganz eigene Magie.
Isländische Namen
Im gesellschaftlichen Miteinander in Island spricht man sich – ähnlich wie in der Türkei – grundsätzlich mit dem Vornamen an. Während es im Deutschen und Türkischen eine Höflichkeitsform gibt, kennt man eine solche im Isländischen jedoch nicht.

Nachnamen
Isländische Familien können Grenzbeamte in Deutschland ganz schön irritieren. Denn Familienmitglieder tragen dort nicht zwangsläufig denselben Nachnamen. Wie das? Zum einen behalten Frauen auch nach der Heirat ihren eigenen Nachnamen. Zum anderen setzen sich die Nachnamen der Kinder entweder aus dem Vornamen des Vaters oder der Mutter mit der Endung -son (für Söhne) bzw. -dóttir (für Töchter) zusammen.
Ein Beispiel, entnommen der Wikipedia-Seite „Isländische Personennamen“ greife ich kurz auf:
- Vater: Jón Einarsson
- Mutter: Guðrún Mínervudóttir
- Tochter: Sigríður
- Sohn: Ólafur
Daraus ergeben sich folgende Nachnamen-Möglichkeiten:
- nach patronymischem System: Tochter: Jónsdóttir + Sohn: Jónsson
- nach metronymischem System: Tochter: Guðrúnsdóttir + Sohn: Guðrúnsson
Vornamen
Überdies müssen isländische Vornamen entweder im offiziellen Personennamensregister enthalten oder vom isländischen Personennamensgremium „Mannanafnanefnd“ geprüft und genehmigt sein. In einem Land mit weniger als 400.000 Einwohnern ist das noch gut zu organisieren. Deshalb genügt es in Personenlisten oft, lediglich Vorname, Nachname und Berufsbezeichnung aufzuführen. Wie viele „Peter Müller“ mit dem Beruf „Installateur“ gäbe es jedoch in Deutschland?
Isländisches Wasser
Man könnte Island nicht nur als „Land aus Eis und Feuer“, sondern ebenso als ein Land des Wassers bezeichnen. Nicht nur, weil es eine Insel ist, sondern weil es mit Wasser überzogen ist: Wasser, das sich in Seen staut, Wasser in klaren Bächen, Wasser in Form von Eis, Schnee oder Dampf, Wasser vom Himmel – Wasser in allen Varianten. Einen eigenen Abschnitt dem Wasser zu widmen, liegt deshalb nahe. Aber es ist mir auch ein persönliches Anliegen.
In einer Welt, in der die Natur zunehmend patentiert und unter Konzernen aufgeteilt wird, vertrete ich die Überzeugung, dass Grundlagen des Lebens bzw. der Natur nicht patentiert werden dürfen – also weder Saatgut, Pflanzen, Tiere, Mikrobe noch Wasser. Dennoch werden heute durch natürliche Verbreitung patentierte Samen auf Felder getragen, auf denen sie nie gesät wurden – und dennoch sollen Landwirte dafür zahlen? Ein Unding.
Ob Wasser bereits patentiert wurde? Das ich weiß ist. Aber was ich weiß ist, das Trinkwasser Lebensquell ist – und sollte für alle Menschen frei zugänglich sein. Ich sehe darin eine der wichtigsten staatlichen Verantwortungspflichten überhaupt.

Kaltes Leitungswasser + Trinkwasser
Island erfüllt diesen Anspruch in bemerkenswerter Weise. Umso unverständlicher erscheint es, dass in Island stilles Wasser in Flaschen verkauft wird. vermutlich, weil manche Tourist:innen es erwarten?
Ich selbst trinke normalerweise kein Leitungswasser, doch in Island tat ich es durchweg. Und obwohl man vielleicht ein Magen-Darm-Problem erwarten würde , war das Gegenteil der Fall. Ich führe das auf die Qualität des Wassers zurück. Überdies wird in Restaurants auf Wunsch stets kostenlos ein Krug mit Leitungswasser und Gläsern serviert. Welch schöne Geste.
Das Trinkwasser Islands stammt größtenteils aus dem Grundwasser und wird durch Basaltgestein gefiltert – ein natürlicher Filter von hoher Qualität. Dadurch enthält es weniger wichtige Elemente wie beispielsweise Kalzium oder Magnesium als anderes Wasser. Hat infolgedessen einen pH-Wert zwischen 6,5 und 9,5 und wird deshalb als „weich“ eingestuft. 96 % des Trinkwassers wird unter staatlicher Kontrolle aus dem Grundwasser gewonnen.
Eine umfassende Wasseranalyse aus 79 Grundwasserzuleitungen ergab: Island hat das qualitativ beste Leitungswasser aller 27 EU-Mitgliedsstaaten. Interessanter Link zum Thema: OpinVisindi.is: Chemical quality and regulatory compliance of drinking water in Iceland.

Warmes Leitungswasser
Je wärmer man in Island duscht, desto stärker riecht man hinterher nach faulen Eiern. Warum? Der Geruch lässt sich nicht vermeiden – es sei denn, man duscht kalt. Denn für den Geruch ist Schwefelwasserstoff verantwortlich – in kleinen, unbedenklichen Mengen.
Die Zuleitungen für kaltes und warmes Wasser sind getrennt. Das heiße Leitungswasser stammt direkt aus Thermalquellen. Es enthält pro Liter 200 bis 300 mg gelöste Mineralien, davon 30 % bis 50 % Kieselsäure. Dadurch kann das Wasser leicht trüb wirken, aber der Haut tut es gut.
Und ein Tipp für alle Leitungswasser-Nutzer: lassen Sie das kalte Wasser kurz laufen, bevor Sie es einfüllen.
Essen + Trinken
Überall, wo wir in Island aßen, es schmeckte – bis auf eine einzige Ausnahme, bei der wir allerdings selbst noch hätten nachwürzen können. Daher überrascht es nicht, dass Island mit Stand Mai 2025 drei mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurants vorweisen kann – bei einer Einwohnerzahl von knapp 400.000: 2 in Reykjavík und 1 in Grindavík.

Suppen
Ob Island als das Land der Suppen bezeichnet werden könnte?
Das bleibt jedem selbst überlassen. Für mich war die Bewandtnis ausschlaggebend, dass es immer kostenlosen Nachschlag gab – bis auf eine Ausnahme. „Suppe über alles“ kann ich nur sagen.

Tomatensuppe im Treibhaus
Wie wäre es mit einer Tomatensuppe aus Tomaten, die direkt vor Ort reifen? Serviert in einem Pappbecher – vis-à-vis der heißen Quelle „Deildartunguhver“ und dem Thermalbad „Krauma náttúrlaugar“.
Wo sonst, in einem Land, dessen Sommertemperaturen meist unter 20 °C liegen, hätte man diese Gelegenheit? Draußen, wenn der Wind stürmt und die Kälte beißt, sich mit einer leckeren Tomatensuppe in einem Treibhaus aufzuwärmen – wäre das nicht schön Reisende?
PS: Wie immer brauchten wir keinen Nachschlag. Ob er hier auch kostenlos gewesen wäre?

Kanilsnúður (Zimtschnecken)
Was Pastéis de Nata für Portugal, Tavuk Göğüsü für Istanbul oder Éclairs für Frankreich sind, das sind Kanilsnúður nunmehr für Island. Zwar ein einfaches Hefegebäck mit Zimtzucker-Füllung, aber äußerst lecker. Die Zimtschnecken von Braud & Co in Reykjavík, sowohl in Frakkastígur 16 als auch in Fákafen 11, kann ich nur empfehlen.
Besonders die Teilchen-Bezeichnungen in dem Laden in Fákafen ließen mich schmunzeln:
– Croissant: „Butter me up please“
– Pain au chocolat: „The pain I need“
– Bretzel: „Keep calm and eat bretzel“
Einreise
Pass- + Visabestimmungen
Vorab sei angemerkt, dass detailliertere und verbindlichere Informationen zur Einreise nach Island als Tourist auf den folgenden Seiten zu finden sind:
- „Island.is: Entry requirements to Iceland“,
- „Island.is: Recognised travel documents“ und
- „VisitIceland.com: Passport and visa regulations“.
Hier deshalb nur kurz die notwendigen Reisedokumente aufgeführt:
- EU- und EFTA-Bürger benötigen einen Personalausweis,
- Bürger aus dem Schengenraum den Pass und Aufenthaltstitel,
- Bürger außerhalb des Schengenraums ein Visum und den Pass.
Einfuhrbestimmungen
Für eine angenehme Einreise ohne Probleme nach Island empfiehlt es sich, sich vorab auch über die Einfuhrbestimmungen zu informieren. Ein guter Einstieg zu diesem Thema bietet „Skatturinn.is Travelling to Iceland“ nebst Informationen zum Thema Duty free.
Lebensmittel
Island ist teuer. Eine Pizza Margarita kostet um die 25 €, eine Tomatensuppe auch. Ein Mittags-Menü in einem Restaurant mittlerer Kategorie schlägt mit rund 60 € zu Buche. Besonders in Erinnerung blieb mir mein geliebter Frischkäse mit sage und schreibe 8 € für 400 g. Nudeln hingegen kosten etwa soviel wie in Deutschland.
Wer aus einem Staat außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums bzw. der Freihandelszone Europäischen Freihandelsassoziation anreist, muss beachten, dass die persönliche Einfuhr von Fleisch- und Molkereiprodukten aus Drittstaaten (Nicht-EU-/Nicht-EWR-Länder) nach Island verboten ist – näheres hierzu bei „Mast.is: Import of food for personal use“ zu erfahren.
Medikamente
Der folgende Tipp gilt gleichermaßen für alle Reisen ins Ausland – also nicht nur nach Island. Man benötigt einen Medikamentenplan, der international verständlich ist und mit Stempel und Unterschrift des Arztes versehen wurde. Der ADAC bietet einen Vordruck „Formular für die Medikamentenmitnahme“ zur Verfügung, den man ausfüllen und vom Arzt bestätigen lassen kann.
Ferner sollten die Medikamente in der Originalverpackung mit Beipackzettel mitgeführt werden. Die Menge für den Eigengebrauch ist vorgeschrieben und sollte höchstens so viel sein, wie man nachweislich für maximal 100 Tage benötigt. Ein besonderes Augenmerk gilt Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln, die im Heimatland nicht verschreibungspflichtig sind. Diese können unter Umständen in Island verschreibungspflichtig oder sogar verboten sein – oder nur unter bestimmten Voraussetzungen und mit vorheriger Genehmigung eingeführt werden.
Um auf Nummer sicher zu gehen, schrieb ich die isländische Behörde Lyfjastofnun an und erhielt folgende Antwort: „All import of medicinal products for personal use to Iceland must be according to Regulation No. 1277/2022 on importation by individuals of medicinal products for personal use … Following link is also useful even though it is in Icelandic: Lyf í farangri eða pósti – Lyfjastofnun„.
Reit- + Angelsachen
Gebrauchte Reitausrüstung sowie Sättel, Zaumzeug, Halfter und Peitschen aus Leder dürfen nicht eingeführt werden. Benutzte Angel- und Reitbekleidung, einschließlich Handschuhe, Reitstiefel und Watstiefel können nur nach Desinfektion nach Island eingeführt werden. Die ordnungsgemäße Desinfektion muss durch eine tierärztlich bevollmächtigte Bescheinigung nachgewiesen werden. Anderenfalls trägt man bei der Einreise die Kosten für die zwangsweise Desinfektion.
Im Krankheitsfall
Jedem von uns kann es passieren, dass er derart krank wird, dass ein Arztbesuch unvermeidlich wird. Das Gesundheitssystem in Island ist aufgrund der geringen Besiedelungsdichte anders aufgebaut als hierzulande. In der unmittelbaren Nähe von Reykjavík fällt das kaum auf: man fährt in ein geeignetes Krankenhaus, zeigt seine EU-Krankenversicherungskarte vor, zahlt einen kleinen Obulus und wird versorgt.
Anders sieht es in dünn besiedelten Regionen aus. Verletzt man sich zum Beispiel den Fuß – verstaucht oder gar gebrochen – beginnt für Urlauber mitunter eine Odyssee. Es gibt Gesundheitszentren, in denen zwar kein Arzt anwesend ist, aber speziell ausgebildete Fachkräfte, sogenannte „Nurses“. Diese entscheiden, wie weiter zu verfahren ist, stellen jedoch keine ärztlichen Befunde aus. Diese sind für Auslandskrankenversicherungen aber von großer Bedeutung.
Um einen Bruch auszuschließen, ist eine Röntgenuntersuchung notwendig. Nicht jedes Gesundheitszentrum verfügt jedoch über ein Röntgengerät. Erwischt man am Wochenende einen Bereitschaftsarzt in einem Zentrum mit Röntgengerät, bringt einem das nicht viel, da der Arzt das Gerät unter Umständen nicht bedienen kann. Es bedarf einer Röntgenassistentin, die aber nicht unbedingt Bereitschaftsdienst hat. Glück hat, wer dennoch eine erreicht.
Die Aufnahmen werden zur Beurteilung sicherheitshalber nach Reykjavík geschickt, da der Bereitschaftsarzt kein Orthopäde ist. Dort werden sie jedoch am Wochenende nicht ausgewertet. Letztendlich fährt man 500 km nach Reykjavík zurück und verbrät Urlaubstage – uns passiert.
Island + Türken + Mord?
Die europäische Antipathie gegen Türken ist stark aus der Geschichte geprägt. Das Osmanische Reich, das sich bis nach Südosteuropa erstreckte, sowie die Barbaresken-Korsaren, waren Synonym für „die Türken“. Allerdings waren die Barbaresken-Korsaren meist muslimische Kaperfahrer von der Barbarei-Küste in Nordafrikas – hingegen Türken waren sie nicht.
Dennoch prägten Ihre Einfälle im Jahr 1627 nach Grindavík, in die Ostfjorde und besonders auf die Vestmannaeyjar, wo etwa 400 Isländer versklavt und 50 ermordet wurden, den isländischen Begriff „Tyrkjaránið“ (Türkenraub). Vielleicht kursiert deshalb das Gerücht, dass bis in die 1970er in Island erlaubt gewesen sei, ohne weitere Konsequenzen, Türken zu ermorden.
Weder in den Aufzeichnungen der Gesetzesniederschriften noch in sonstigen Quellen findet sich ein derartiger Nachweis. Wer mag, kann selbst nach den Begriffen“Tyrknesk“ (Türke) oder „Tyrkjaránið“ (Türkenraub) in diversen Gesetzquellen der frühen isländischen Geschichte recherchieren, beispielsweise in den „National and University Library of Iceland: Library websites“ Beständen.
Daten + Fakten
Hauptstadt | Reykjavík |
Staatsform | parlamentarische Republik |
Unabhängigkeit | 1944 |
Währung | ISK (isländische Krone) |
Kfz-Kennzeichen | IS |
Länder-Vorwahl | +354 |
Notruf-Telefonnummer | 112 |
Telefonie-Kosten | EU-Roaming |
im Vergleich | Island | Deutschland | Türkei |
---|---|---|---|
Fläche km² [5] | 103.125 | 357.588 | 783.562 |
Einwohnerzahl [1] | 387.558 | 84.548.231 | 87.270.501 |
Bevölkerungsdichte (Einwohner/km²) | 4 | 236 | 111 |
Index der menschlichen Entwicklung (Rang) [3] | 1 | 5 | 51 |
Durchschnittsalter (Medianalter in Jahren) [1] | 38 | 46,8 | 34 |
Lebenserwartung (Jahre) [4] | 82 | 81 | 78 |
Bruttoinlandsprodukt (pro Einwohner/USD) [6] | 87.205 | 54.990 | 15.463 |
Weltfriedens-Index (Rang) [2] | 1 | 20 | 139 |
Quellen (abgerufen 08.06.2025):
- [1] WHO: Data: Germany, Iceland, Türkiye
- [2] Vision of Humanity: 2024 Global Peace Index
- [3] Vereinte Nationen: Human Development Index (HDI)
- [4] Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: Datenreport 2024
- [5] Wikipedia (deutsche): Seite zu Deutschland, Island, Türkei
- [6] World Economic Outlook database: April 2025 – By Countries – Gross domestic product per capita, current prices, U.S. dollars
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